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  • Writer's pictureJochen Garbers

Das Märchen vom Passtscho

Es waren einmal zwei Zeitarbeitsfirmen mit Namen Zeitgut und Zeitschlecht. Der Firma Zeitgut ging es prächtig, sie wuchs und gedieh und hatte glückliche Mitarbeiter, Zeitarbeitnehmer und Kunden. Die Firma Zeitschlecht war von ihr kaum zu unterscheiden, ähnliche Anzahl Mitarbeiter, Zeitarbeitnehmer, ähnliche Führungsstruktur. Aber das Schicksal dieser Firmen hätte unterschiedlicher nicht sein können. Nach kurzer Zeit musste Zeitschlecht Konkurs anmelden und alle Beteiligten weinten bitterlich.


Worin bestand der Unterschied? Im Überblick:


Man sieht, die Werte sind ähnlich, aber nicht genau gleich. Firma Zeitschlecht kalkuliert mit schlechterem Faktor und "vergisst" einige Kostenpositionen. Dazu steht sie etwas schlechter da beim Verhältnis interne zu externen Mitarbeitern und hat auch etwas höhere Sachkosten. Schauen wir uns zuerst die DB Rechnung von Fa. Zeitgut an, die sich bei einem Einsatz über ein Jahr mit 13,50 € Lohn ergibt.


Die Darstellung stammt direkt aus der 2022er Version von kalkool, wo man die entsprechenden Effekte für das eigene Unternehmen analysieren kann. Eine Umsatzrendite von nahe 10% ist tatsächlich etwas märchenhaft. Die Summe aus ordentlichen Preisen, sauber eingepreisten Kostenpositionen sowie die eher "lean" ausgerichtete Führungsstruktur sind in der Praxis nicht leicht zu erreichen. In jedem Fall ist schon sehr viel wert, die jeweiligen Kostenpositionen klar zu erkennen. Nehmen Sie z.B. die dritte Position, Erlösschmälerungen / Zahlungsbedingungen: das ist der Effekt aus Rückvergütungsvereinbarung und dem Zahlungsziel 60 Tage (letzteres gerechnet mit Kalkulationszins 10%) - 3,5% Hätten Sie's gewusst? Woher kommen die 2% Nebenkosten? Das ist die Kostenposition, die aus dem Training am Einsatzbeginn stammt.


So viel anders ist Zeitschlecht doch gar nicht, oder? Leider doch, und zwar massiv! Nehmen wir das 1.000 € Training. Das ist als Kostenposition nicht verschwunden, aber da wir die Kosten nicht mehr weitergeben, wird DB 1 und damit DB 2 sowie DB 3 eben um diesen Betrag kleiner. (Wundern Sie sich nicht über die 2,3% statt der ursprünglichen 2%, das ist nur der Basiseffekt aufgrund des niedrigeren Stundenverrechnungssatzes). Und so ist es auch bei den anderen Kostenpositionen, dazu noch der geringere Faktor ... aus fast 20% DB 1 werden knapp 12 %, dann noch die schlechteren Strukturen bei Niederlassungen und Zentrale, um die Umsatzrendite (DB3 in %) ist knall-purpur-signal-rot.


Natürlich ist die Situation hier sehr extrem dargestellt, denn die Effekte würden sich in dieser Höhe nur ergeben, wenn Zeitschlecht bei jedem Auftrag die gleichen Fehler macht: jeder Einsatz hat ein 1.000 € Training und jedes Mal wird es nicht kalkuliert usw.


Oder liegt genau darin das eigentliche Problem? Wenn jeder Auftrag so gnadenlos rot wäre, würde das ganz schnell als Thema aufpoppen. Aber in der Realität läuft es nicht so. Jeder Auftrag ist anders, und bei jedem Auftrag gibt es daher andere Fehlermöglichkeiten. So kann es lange unbemerkt bleiben, dass Zeitschlecht auf einem Pfad ist, der langfristig massive Probleme nach sich zieht.


Viele der oben genannten Kalkulationsunterschiede sind auch für sich genommen sehr beachtenswert und haben einen massiven Einfluss auf die Umsatzrendite. Bevor Sie weiterlesen, machen Sie doch einmal ein Selbst-Quizz: welche der oben genannten Unterschiede zwischen Zeitgut und Zeitschlecht wirken sich am stärksten auf die Umsatzrendite aus? Haben Sie Ihre Top 3?


Dargestellt ist der Effekt, wenn man nur den jeweiligen Wert von der Methode "Zeitgut" auf die Methode "Zeitschlecht" umstellt. Speziell die Effekte im oberen Drittel sind auch für sich genommen sehr ernst zu nehmen. Bei den Posten "externe Mitarbeiter in Niederlassung" und "Anzahl Niederlassungen" ist auch zu bedenken, dass sie nicht nur zu einer schlechteren prozentualen Umsatzrendite führen (dieser Effekt ist oben dargestellt). Tatsächlich würde auch der Umsatz selbst erheblich zurückgehen, in der Praxis vermutlich sogar das größere Problem.


Da haben wir es also, das Märchen vom "passt schon". Wer in der Zeitarbeit nicht genau mitrechnet, hat selbst schuld, zumal es mit kalkool so einfach wie nie zuvor ist, genau das zu tun.







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